Montag, August 18, 2008

Treffen vom 13.08.2008 – Gewaltfreie Kommunikation


Thema unseres Treffens war die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Dorothea und Eva gaben eine anschauliche Einführung und erläuterten die vier Schritte des Kommunikationsmodells:

1. Beobachtung/Wahrnehmung
Schilderung des beobachteten Verhaltens/der Situation ohne Wertung
2. Gefühl
Benennung des dadurch ausgelösten Gefühls
3. Bedürfnis
Erkenntnis über die Bedürfnisse und deren Benennung
4. Wunsch/Bitte
Formulierung einer konkreten Bitte/eines Wunsches (Vorsicht: Keine Forderung!)

Anders als wir oft glauben ist das Verhalten des anderen lediglich der Auslöser für das empfundene Gefühl, nicht dessen Grund. Dieser liegt in einem befriedigten oder nicht befriedigten Bedürfnis. Bedürfnisse sind ihrerseits von anderen Personen, Zeit und Ort unabhängig. Es ist also wichtig, sich Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu verschaffen, um in der Lage zu sein, eine konkrete Bitte an den anderen zu richten, die auf die Befriedigung des Bedürfnisses gerichtet ist.

Dorothea und Eva machten uns auf einen Fallstrick der deutschen Sprache aufmerksam: Sätze, die mit „Ich fühle mich..“ beginnen, beinhalten häufig gar kein Gefühl, sondern ein so genanntes „Pseudogefühl“. Hierbei handelt es sich bereits um eine Interpretation des eigentlichen Gefühls. Zur Veranschaulichung ein Beispiel:

Pseudogefühl: „.“Ich fühle mich ausgenutzt“
Gefühl: „Ich bin erbost/irritiert/traurig…“

Wir übten die vier Schritte an zwei anschaulichen kleinen Beispielsfällen.

Mit dem nötigen Rüstzeug ausgestattet wandten wir den Prozess der gewaltfreien Kommunikation auf Fälle aus unserer Praxis an.

Zunächst stellten wir in einem Rollenspiel die Sachverhaltsdarstellung durch eine der Parteien in einem konkreten Fall dar. Vier Mediatoren übernahmen jeweils einen der vier Kommunikationsschritte nach Rosenberg. Interessant war insbesondere festzustellen, dass trotz der vehementen Behauptung, mit dem Thema „durch“ zu sein, starke Gefühle der Enttäuschung bei der Partei zu spüren waren. Schließlich mussten wir aber erneut feststellen, dass zu einem erfolgreichen Mediationsprozess unbedingt erforderlich ist, dass die Parteien bereit sind, sich zu einigen und sich auf die Mediation einzulassen. Diese Bereitschaft lag nicht vor.

Anschließend schilderten Christoph und Ulla jeweils einen Konflikt, der sie aktuell bzw. in jüngerer Vergangenheit beschäftigt(e). In dieser Übungssequenz standen vier Stühle bereit, die für „Wahrnehmung“, „Gefühl“, „Bedürfnis“ bzw. „Bitte“ standen. Die Zuhörer konnten sich jeweils auf den Stuhl setzten, zu dessen Thema Ihnen bei der Schilderung des Konfliktes etwas aufgefallen war. Auf diese Weise gelang es in beeindruckender Weise, die Gefühle und Bedürfnisse herauszuarbeiten um so in der Lage zu sein, konkrete Wünsche zu formulieren.

Es war wieder ein sehr lehrreicher und kurzweiliger Abend.

Für alle, die sich mit dem Thema gewaltfreie Kommunikation auseinander setzen wollen noch zwei Literaturhinweise:

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation
Ingrid Holler: Trainingsbuch gewaltfreie Kommunikation
beide erschienen im Junfermann Verlag

Dorothea hat noch weitere Bücher zum Thema, deren Titel sie sicher gerne weitergibt.

Keine Kommentare: