Donnerstag, Dezember 04, 2008

Treffen vom 12. November

Unser letztes Treffen am 12. November fand zum ersten Mal in den Kanzleiräumen von Christoph Bubert statt. Alle haben sich in den neuen Räumen gleich wohl gefühlt und an dieser Stelle vielen Dank an Christoph für die „Gastfreundschaft“!

Zunächst wurde die folgende Problematik eines realen Falles besprochen. Im Rahmen einer familienrechtlichen Mediation, die ohne jeweiligen Anwälte der Parteien stattfand, hatten die Ehepartner zunächst - vorbehaltlich einer noch nachfolgenden Überprüfung durch die Anwälte - eine Einigung erzielt.
Diese Einigung wurde dann aber im Nachhinein nach anwaltlicher Beratung von einer Partei wieder gekippt. Es wurde diskutiert, wie man die Anwälte zu diesem Zeitpunkt noch ins Boot holen kann, um die Einigung zu retten.

Ausgehend von diesem Fall entspann sich eine rege Diskussion über die Rolle des Anwaltmediators, wenn die Parteien im Mediationstermin nicht anwaltlich vertreten sind. Zentrale Frage war dabei, wann und in welchem Umfang der Anwaltmediator sich rechtlich zum Streitfall äußern darf. Darf bzw. ist er nicht sogar berufsrechtlich gehalten, zumindest dann, wenn die Ergebnisse, die die Parteien
erarbeiten, offensichtlich rechtswidrig sind, rechtlich über diesen Punkt aufzuklären? Eine verbindliche Antwort haben wir noch nicht gefunden, so dass dieses Thema sicher auch einmal bei einem unserer nächsten Treffen aufgearbeitet werden könnte.

Für den zweiten Teil des Abends hatte Ulla eine schöne Übung zur Gewaltfreien Kommunikation vorbereitet. Schwierigkeiten bei diesem Kommunikationsmodell bereitet ja oftmals das „treffsichere“ Erkennen von „Gefühl“ in Abgrenzung zur „Interpretation“. Oftmals benutzen wir „Ich fühle mich…“ und benennen dann gar kein Gefühl oder Zustand, sondern eine Interpretation, einen Gedanken, eine Wahrnehmung, auch oft die Einschätzung von uns selbst.

Beispiele:
Ich bin echt sauer (Gefühl)
Ich fühle mich missverstanden (Interpretation)
Ich fühle mich inkompetent (eigene Einschätzung)

Wenn wir als Mediatoren solche Einschätzungen und Interpretationen erkennen, können wir leichter nachfragen: Wenn Sie denken, dass sie missverstanden werden, wie fühlen sie sich dann? Auf diesem Wege können wir die hinter solchen Aussagen liegenden Bedürfnisse besser entschlüsseln.

Ulla gab uns eine Vielzahl von Aussagen, die wir spontan in die eine oder andere Kategorie einordnen sollten. Dazu wurde der Raum in zwei Hälften unterteilt. Eine Hälfte war den Gefühlen zugeordnet und die andere Hälfte den Interpretationen. Je nach eigener Einschätzung sollten wir uns in die eine oder andere Hälfte begeben. Mit dem Hin- und Hergehen im Raumen und den lebhaften Diskussionen war das eine sehr plastische und gleichzeitig „bewegende“ Übung.

Neben den Standardwerken von Marshall Rosenberg, gibt es noch eine knappe Darstellung von einem erfahrenen GfK-Trainer Hans Dieter Gens mit dem Titel: Mit dem Herzen hört man besser. Erwähnenswert sind auch noch zwei Titel, die sich mit GfK in der Kindererziehung befassen: Mol, Justine Aufwachsen im Vertrauen. Buch über die Frage, ob wir Kinder erziehen und ihnen Grenzen setzen können, ohne sie zu bestrafen oder zu belohnen. Hogger, Birgitta: Gewaltfrei miteinander umgehen. Konfliktmanagement und Mediation in Schule und Unterricht. Die „Oskar und Sophie“ Reihe von Vilma Costetti und Monica Rinaldini hören sich wie vielversprechende Kinderbücher zu den Themen: Bedürfnisse, Gefühle, Strategien an.

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